Die wichtigsten Ordensgemeinschaften Österreichs sind die Jesuiten, die Benediktiner, die Franziskaner, die Augustiner Chorherren, die Steyler Missionare und die Salesianer Don Boscos. Die wichtigsten Frauenorden Österreichs sind die Benediktinerinnen, die Franziskanerinnen und die Barmherzigen Schwestern.
1534 gelobten der Baske Ignatius von Loyola und seine Gefährten am Montmartre in Paris eine Wallfahrt mit anschließender Seelsorgearbeit in Jerusalem und stellten sich 1537 Papst Paul III. zur Verfügung. 1539 gründete Ignatius von Loyola den größten Männerorden der katholischen Kirche, die Societas Jesu (SJ), der 1540 von Papst Paul III. als Gemeinschaft „päpstlichen Rechts“ zugelassen wurde. Die Brüder verstehen sich als Männer, die in Freundschaft zu Jesus Christus leben, besitzlos, ehelos, gehorsam und besonders gehorsam gegenüber dem Papst sind. Ignatius von Loyola verstand sich als Pilger mit dem Prinzip des Unterwegsseins, des Wachsens und Lernens als Leitidee seiner Spiritualität.
Bei den Jesuiten soll jeder nach seinen Vorstellungen Gebet und Andacht ausüben. Das kann in einem der großen Ausbildungshäuser (Kollegien) sein, in einer kleinen Wohngemeinschaft oder gar ganz allein. Das Ordenssymbol ist das Monogramm IHS. Es steht für die ersten drei Buchstaben des Namens Jesu in griechischer Schrift. Höchstes Organ des Jesuitenordens ist die Generalkongregation. Sie entscheidet über die Geschicke des Ordens. Seit der Gründung 1539 haben 35 Generalkongregationen stattgefunden, die letzte 2008. Ein Schwerpunkt der Jesuiten ist die Bildungsarbeit. Der Orden betreibt Schulen, die geistliche Begleitung von Laien, die Sozial- und Flüchtlingsarbeit sowie die Medienarbeit.
Jorge Mario Bergoglio, Papst Franziskus, ist ein Mitglied des Jesuitenordens. In den Provinzen haben jedoch die Provinziäle das Sagen. Die Österreichische Provinz des Jesuitenordens wurde 1563 eingerichtet. Die erste Niederlassung der Gesellschaft Jesu in Österreich erfolgte im Jahr 1551 auf Einladung von König Ferdinand I. Der Orden errichtete ein Kolleg und übernahm in der Folge die Führung der Wiener Universität.
Der junge Jesuitenorden hat sich der „Rettung der Seelen“ verschrieben. Claudius Jajus, ein Gefährte des Ordensgründers Ignatius von Loyola, begründete am Augsburger Reichstag des Jahres 1550 eine Interessensgemeinschaft. Der Landesherr war im Begriffe seine auf katholischer Basis beruhende Herrschaft zu konsolidieren. In der Gesellschaft Jesu hatte er einen potenten Partner gefunden, der als „Retter“ des in Verfall geratenen katholischen Bildungswesens auftreten konnte.
Die Gesellschaft Jesu betrachtete die Jugendarbeit als ihre Hauptaufgabe. Den verworrenen konfessionellen Verhältnissen in den katholischen Gebieten des Reiches sollte mit einer „inneren Mission“ begegnet werden. Dazu wollte man sich der formbaren Jugend annehmen. Der Ordensgründer Ignatius von Loyola meinte, „daß er gegen die allgemeine deutsche Krankheit kein trefflicheres Mittel kenne, als die Verwendung tadelloser und religiöser Männer an den Hochschulen“.
Die Einladung König Ferdinands zur Gründung eines Jesuitenkollegs in Wien begrüßte Ignatius als eine Eingebung Gottes. Für die Kollegsgründung erbat Ferdinand die Entsendung von zwei Ordensmitgliedern, die auch an der Theologischen Fakultät lesen sollten. Claudius Jajus kam als erster am 25. April 1551 aus Ingolstadt nach Wien, bald danach traf eine weitere Gruppe von 11 Jesuiten aus Rom ein. Die Patres begannen sofort ihre Vorlesungen an der Theologischen Fakultät und eröffneten am 4. März 1553 in einem Teil des Dominikanerklosters ein Gymnasium. Claudius Jajus berichtete nach Rom, es gäbe an der Universität „zwar gute Professoren der Humaniora, des Griechischen, des Hebräischen, der Philosophie, der Medizin und des Rechts“, doch wären diese zum Teil der „Häresie“ verdächtig und dass Universitätslehrer, die nicht „treue Katholiken“seien, entlassen werden sollten. Alle Fächer außer Recht und Medizin sollten im Jesuitenkolleg als öffentlich zugängliches Studium etabliert werden.
Zu gleicher Zeit erreichte Ferdinand I. die Entsendung von Petrus Canisius nach Wien zur Weiterführung der Universitätsreform. 1553 sprach sich Canisius für eine systematische Ersetzung aller Nichtkatholiken an der Universität und die Entlassung „häretischer“ Professoren aus. Canisius erreichte auch, dass der Leiter der Schule der protestantischen Stände, Nikolaus Polites aus Brüssel, der Professor der Artistenfakultät war, eingekerkert und des Landes verwiesen wurde. In einem Brief an den Ordensgeneral bedauerte Canisius die „Milde“ der Bestrafung. Sie würde das Wachstum der „verdammten Seuche unter den Professoren und Studenten“ begünstigen, während die Universität „Ungeheuer und Gottlose“ ernähre.
Petrus Canisius, der 1553 Hofprediger von Ferdinad I. wurde, veröffentlichte 1555 einen Katechismus, der auf Befehl von Ferdinand I in allen Schulen öffentlich vorgetragen werden mußte, kein anderer bei strengster Bestrafung.
Am 9. August 1623 übertrug Kaiser Ferdinand II. mit einer Pragmatischen Sanktion, einem feierlichen Gesetzgebungsakt, den Jesuiten die Lehrkanzeln der Theologischen und der Philosophischen Fakultät und beauftragte sie, an der Stelle des alten Herzogskollegs, dem ersten Wiener Universitätsgebäude aus dem Jahre 1384, das Herzog Albrecht III. der Universität stiftete, und einiger sogenannter Bursen, von der Universität kontrollierte Studentenhäuser, ein neues Akademisches Kolleg samt Kirche zu errichten. Daraufhin wurden zwischen 1623 und 1655 die mittelalterlichen Universitäts- und Studentenhäuser abgerissen und das erste Jesuitenkolleg im römisch-deutschen Reich, ein Gebäudekomplex, der das Kolleg, Collegium academicum, die Universität, die Universitätskirche und das Jesuitengymnasium umfasste, errichtet. Das Wiener Jesuitenkolleg hatte Modellcharakter und diente als Schaufenster der Gesellschaft Jesu im römisch-deutschen Reich.
Der Bau der ehemaligen Universitätskirche, heute die Jesuitenkirche, Anfang des 17. Jahrhunderts in Wien war prägend für mehrere Jesuitenkirchen Europas. Anfang des 18. Jahrhunderts erfolgte eine Umgestaltung des Raumes durch den Barockarchitekten und Maler Andrea Pozzo mit neuer Gliederung und malerischer Ausstattung, sodass die Jesuitenkirche zu einem der prunkvollsten Kirchenräume des Barock in Wien wurde. Die 4 Joche des Saalraumes enthalten Deckenmalereien, das 3. Joch eine Scheinkuppel, eine Trompe-l’œil-Deckenfreske, die den Eindruck einer Kuppel macht, etwas wofür der Italiener Andrea Pozzo bekannt war, der darüberhinaus dem Jesuitenorden als Laienbruder angehörte.
Dabei orientierte man sich am Spanischen Kolleg in Bologna, dem Collegio di Spagna, einem ein Palast im Zentrum von Bologna, der im Mittelalter spanischen Studenten als Universitätskolleg diente. Streng geführte Konvikte, katholische Internate, ersetzten die Bursen. An der Stelle der Lammburse, die als Geldstipendium weitergeführt wurde, wurde vom Baumeister Paulus Konecny die Jesuitenkirche errichtet. Kaiser Ferdinand II. bezahlte für Kirche und Kolleg insgesamt 87.000 Gulden. 1631 wurde die Jesuitenkirche von Franz Seraph Kardinal von Dietrichstein, Bischof von Olmütz, ein Verfechtern der Gegenreformation, den Heiligen Ignatius und Franz Xaver als ein Denkmal der siegreichen Gegenreformation in Österreich geweiht.
Der Hochaltar wurde nach einem Entwurf von Andrea Pozzo errichtet. Er besteht aus einer Baldachinarchitektur mit korinthischen Säulen, schwerem Gebälk und gesprengten Segmentgiebel. Darüber sind monumentale Engelsfiguren, die den Stoffbaldachin mit Krone und Inschriftmedaillon halten. Das indirekt beleuchtete Hochaltarbild, Mariae Himmelfahrt von Andrea Pozzo, ist in einer gerahmten Rundbogenöffnung in den Apiserker zurückversetzt.
Aufgrund einer Pragmatischen Sanktion Kaiser Ferdinands II. wurde 1622 das Wiener Jesuitenkolleg also „unwiderruflich“ in die Universität inkorporiert und damit alle Rechte in die Hände der Jesuiten gelegt. Wilhelm Lamormaini übernahm zwischen 1622 und 1624 das Amt des Rektors des Wiener Jesuitenkollegs. Als enger Vertrauter Ferdinands II. wirkte er entscheidend an der Inkorporation des Jesuitenkollegs in die Universität Wien mit. Auch die bauliche Umgestaltung des mittelalterlichen Universitätsviertels geschah unter seinem Einfluss. Das war das Ende des Herzoglichen Kollegs, des „Collegium ducale“, des ersten Wiener Universitätsgebäudes, das 1384 von Herzog Albrecht III. gestiftet wurde. An seiner Stelle und an der Stelle mehrerer Bursen errichtete die Gesellschaft Jesu das neue „Collegium Academicum Viennense“ mit der Universitätskirche, dem Gymnasium, der Bibliothek und dem Jesuitentheater. Das Kolleg, und insbesondere die neue Kirche, wurden als Trophäe der siegreichen Gegenreformation gefeiert.
Mit der Sanctio pragmatica hatte die Gesellschaft Jesu in Wien ihr erklärtes Ziel erreicht und dem Leitbild ihres Ordensgründers entsprechend ein Gesamtkonzept im Bereich der Bildungs- und Jugendarbeit durchgesetzt, das einen vollständigen, systematisch aufgebauten Bildungsweg vom Elementarunterricht bis hin zur Theologie vorsah, ein Konzept, das in der jesuitischen Studienordnung, der „Ratio studiorum“ (1599), festgelegt worden ist.
Die Lehrtätigkeit und wissenschaftlichen Aktivitäten der Universität wurden den pastoralen und theologischen Zielen des Ordens untergeordnet. 1562 wurde auch in Innsbruck ein Jesuitenkolleg mit Schulbetrieb begründet. 1569 entstand ein weiteres Jesuitenkolleg in Hall in Tirol. Die Jesuiten, die als „Retter der Universität“ nach Wien berufen worden waren, waren zum Dominator geworden.
Quelle: Petrus Canisius, Wanderer zwischen den Welten, von Matthias Moosbrugger, erschienen im Tyrolia Verlag 2021
Die Benediktiner sind der älteste katholische Orden. Sie wurden 529 von Benedikt von Nursia in Monte Cassino, dem Mutterkloster aller Benediktiner, an der Stelle einer früheren römischen Befestigungsanlage, gegründet. Benedikt von Nursia verfasste eine Klosterregel, ora et labora et lege, bete und arbeite und lies, welche die Grundlage für den Benediktinerorden ist. Zu den ältesten Niederlassungen im heutigen Österreich zählen St. Peter in Salzburg, um 696, Mondsee 742, Kremsmünster 788 und Michaelbeuern bei Salzburg 977. Das älteste Benediktinerkloster in Wien, das Schottenkloster, wurde 1155 als eigenes Hauskloster von Heinrich II., zu der Zeit noch Markgraf von Österreich und Herzog von Bayern, gegründet. 1156 gab Heinrich der II. das Herzogtum Bayern ab nachdem die Markgrafschaft Österreich zum Herzogtum Österreich wurde. Diese Angelegenheit wurde in der Kreuzhofkapelle bei Barbing in einer Urkunde von Kaiser Friedrich I. Barbarossa besiegelt, die Privilegium minus genannt wird. Der Kreuzhof kann als Geburtsstätte des souveränen Herzogtums Österreich gelten. Die feierliche Zeremonie fand in „prato Barbingin“, auf der Barbinger Wiese, von der am 26. Mai 1147 der Konradinische Kreuzzug ausging, statt.
Weitere bekannte Benediktinerklöster in Österreich sind das Stift Admont, das Stift Carsten, das Stift Göttweig, das Stift Lambach, das Kloster Maria Plain, ein Wallfahrtsort in der Gemeinde Bergheim nördlich von Salzburg, das Stift Sankt Lambrecht und das Stift Seitenstetten. Die meisten Benediktinerklöster besitzen auch Schulen. 1930 wurden die österreichischen Benediktinerklöster unter Wahrung ihrer Eigenständigkeit in einer Kongregation zusammengefasst. Vom weiblichen Ordenszweig, den Benediktinerinnen, ist das Kloster Nonnberg in Salzburg (Ende siebtes Jahrhundert gegründet) das älteste.
Damit in allem Gott verherrlicht werde. Eine Blütezeit der Benediktiner liegt im Barockzeitalter (17./18. Jahrhundert). Damals entstanden „Klöster-Schlösser“, die Zentren des Barocktheaters, des Ordensdramas sowie der Wissenschaften und Künste wurden. Angestrebt wurde eine gleichmäßig-symmetrische Klosteranlage in der Art einer Herrschaftsresidenz mit festlichem Marmor- oder Kaisersaal, Bibliothek, Stallungen und Wirtschaftsgebäuden sowie Gartenparterre um die Konventkirche im Zentrum. Diese Idealvorstellung ging auf das formale Schema des spanischen Escorials zurück.
Der Habsburger Philipp II., König von Spanien, ließ 1563 nach Plänen Juan Bautista de Toledo etwa 45 km nordwestlich von Madrid einen Klosterpalast, den Escorial, den größte Renaissancebau der Welt, errichten, den man als Sinnbild für die habsburgische Herrschaftsideologie verstehen kann. Der Escorial ist das gebaute Symbol für den Anspruch der Dynastie auf Weltherrschaft, die unbeschränkte Macht des Monarchen und die Unerschütterlichkeit des katholischen Glaubens. Die schmucklosen Fassaden aus hellgrauem Granit strahlen Strenge und Unnahbarkeit aus. Der Mensch sollte sich klein und hilflos fühlen angesichts der kolossalen Monumentalität, geformt durch den Willen des Monarchen. Der Escorial ist zugleich Palast und Kloster, die architektonische Entsprechung der Idee des allumfassenden monarchischen Gottesgnadentums.
1620 nach dem Sieg der Katholischen Liga in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag setzte auch in den habsburgischen Erblanden ein „klösterlicher Bauboom“ ein. Kaiser Karl VI., der Vater von Maria Theresia, plante in Klosterneuburg unter Propst Ernest Perger ein österreichisches Escorial nach Entwürfe von Jakob Prandtauer entstehen zu lassen. Das in unmittelbarer Nähe zu Wien gelegene Stift war dank seiner Ursprünge als dynastische Gründung der Babenberger dafür prädestiniert, beherbergte es doch das Heiligtum des österreichischen Landespatrons, des heilig gesprochenen Markgrafen Leopold III., der vom Hause Habsburg stark verehrt wurde und symbolisierte die spirituellen Fundamente der „Monarchia Austriaca“. Nach dem Tod Kaiser VI. 1740 wurden die Bauarbeiten eingestellt und nur die bereits bestehenden Bereiche fertig ausgestattet, wie z.B. der Marmorsaal im Stift Klosterneuburg mit dem mehrteiligen Kuppelfresko, Die Glorie des Hauses Österreich, von Daniel Gran, dem österreichischen Hofmaler des Barock, der auch in Italien studierte. Trotz der Unfertigkeit des Projektes gibt es dennoch eine Ahnung vom ideologischen Programm habsburgischer Macht.
Stift Klosterneuburg liegt nordwestlich von Wien in der Stadt Klosterneuburg an der Donau in Niederösterreich. Auf dem Areal des Stiftes, vor dem Kaisertrakt, liegt der Teichgarten über der Tiefgarage. Über den Teichgarten führt ein Weg zum Besucherzentrum, der revitalisierten Sala terrena im Kaisertrakt. Der große Garten ist mit Grasbändern und Beeten in Lilienform – das Symbol der Chorherren – angelegt, eine biblische „Lilie des Feldes“.
Stift Klosterneuburg gehört zu der Kongregation der österreichischen Augustiner-Chorherren und geht auf eine Stiftung des frommen österreichischen Markgrafen Leopold III., Sohn von Markgraf Leopold II. und dessen Gemahlin Ida aus dem Haus der Babenberger, Markgraf der bairischen Marcha orientalis (Ostarrîchi), Heiliger der römisch-katholischen Kirche, Landespatron von Wien und Niederösterreich, begraben in der Leopoldskapelle des Stifts Klosterneuburg, zurück.
Unter Kaiser Friedrich III. 1485 gelang nach 150 Jahren die Heiligsprechung von Leoplod III. aufgrund von Wunder am Grabe des Markgrafen, wobei das Interesse der Habsburger an der Heiligsprechung wohl ausschlaggebend gewesen sein dürfte. Sein Festtag ist der 15. November, der mit einem Leopoldi-Fest mit „Fassl-Rutschen“ gefeiert wird. Der aus Passau stammende Maler Rueland Frueauf d. J. schuf um 1500 zu Ehren des Heiligen den „Leopold Altar“ in Klosterneuburg. Dabei ist vom „Leopold Altar“ vor allem die „Sauhatz“ berühmt. Die drei anderen Altartafeln zeigen Leopold und Agnes. Vom Heiligen Leopold schuf Frueauf auch ein zweieinhalb Meter hohes Tafelbild, das ihn mit dem Modell der Stiftskirche in der Hand zeigt.
Das Museum des Stiftes Klosterneuburg zählt zu den ältesten Museen der Welt. Es wurde 1774 von Propst Ambros Lorenz begründet und es ist vor allem für seine Sammlung mittelalterlicher Kunst bekannt. Zu den wichtigsten Werken zählen der Verduner Altar, ein Emailwerk, das von Nikolaus von Verdun 1181 gefertigt wurde, der sog. große Albrechtsaltar (um 1438), eine der bedeutendsten Schöpfungen des „gotischen Realismus“ in Österreich, Werke von dem Passauer Maler Rueland Frueauf d. J. (um 1500), sowie der Babenberger-Stammbaum (um 1490).
Darüber hinaus beherbergt das Museum bedeutende Beispiele gotischer Skulptur, wie etwa die berühmte „Klosterneuburger Madonna“ (um 1300). In der Schatzkammer des Stiftes befindet sich ein Exemplar des der Österreichischen Erzherzogshutes.
Erzherzoge gab es nur in Österreich, wobei die Silbe „Erz“ eine hervorgehobene Stellung bedeutet. Der Erzherzog hatte den Vorrang vor den gewöhnlichen Herzögen im Reich. Rudolf IV. schuf den Titel eines Erzherzogs von Österreich durch die Fälschung des Privilegium minus. Die Urkunde, das originale Barbarossa Diplom, wurde im Sinne Rudolfs IV. umgeschrieben, das goldene Siegel, die Goldbulle Kaiser Friedrich Barbarossas, abgenommen und an die Fälschung, das Privilegium maius, mit roten Seidenfäden gehängt. Die echte Urkunde wurde zerstört, um die Spuren zu verwischen.
Rudolf IV. ließ die einer Königskrone ähnliche Herrschaftsinsignie anfertigen. Erzherzog Maximilian III. stiftete ein Exemplar eines Österreichischen Erzherzogshutes und übergab es 1616 dem Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg als Landeskrone des Erzherzogtums Österreichs und als „Symbol der Einheit der österreichischen Erblande“. Die Insigne wird seither im Stift Klosterneuburg aufbewahrt und in der Schatzkammer den Besuchern zur Schau gestellt.
In der Schatzkammer des Stiftes Klosterneuburg befindet sich auch die sogenannte Schleiermonstranz. Sie wurde nach einem Entwurf von Matthias Steindl von 1710 – 1714 von Johann Baptist Känischbauer von Hohenried ausgeführt. Sie wurde zum 600-Jahr-Jubiläum des Stiftes Klosterneuburg in Auftrag gegeben und sollte die Gründungslegende darstellen. Sie ist die größte und prächtigste unter allen barocken Monstranzen Österreichs und stellt einen Höhepunkt der barocken Goldschmiedekunst dar. Die Monstranz selbst ist ein Holunderbaum. Oberhalb des Knaufes, der wie ein Baumknollen gebildet ist, teilt sich der Stamm und umschließt das Gefäß für die Hostie. Die Blütendolden des Holunders sind aus kleinen Perlen gebildet. In den Zweigen oberhalb der Lunula, dem gläsernen Gefäß für die Hostie, hat sich der Schleier verfangen.
Das ist die berühmte Legende von der Gründung des Stiftes Klosterneuburg. Als sich Markgraf Leopold III. und seine ihm frisch angetraute Gemahlin Agnes von Waiblingen, eine Tochter des römischen Kaisers Heinrich IV., im Schloß auf dem Kahlenberg anno 1106 an einem offenen Fenster aufhielten, wurde der Schleier der tugendsamen Gemahlin durch einen Windstoß erfaßt und in den nahe an der Donau liegenden finsteren Wald getragen, wo er auf einem Hollerbaum ausgebreitet durch die bellenden Jagdhunde des Markgrafen gefunden wurde.
Markgraf Leopold III. hat durch das Auffinden des Schleiers erkannt, daß ihm dieser Ort für die Erbauung des von ihm vorgesehenen Gotteshauses auf wunderbare Weise gezeigt wurde. Am 12. Juli 1114, wurde deshalb an diesem Ort, wo die Hollerstaude mit dem Schleier gefunden wurde, der Grundstein für das Stift Klosterneuburg gelegt. Der Schleier ist bis zum heutigen Tag als ein Loszeichen des gestifteten Gotteshauses unter anderen Reliquien in Klosterneuburg verwahrt.
Im Bereiche des Altstiftes von Klosterneuburg befindet sich der Leopoldihof, ein Innenhof, der auch „Kuchlhof“ genannt wird, da sich hier einst die Stiftsküche befand. Betreten wird der Leopoldihof durch eine gotische Torhalle aus dem 14. Jahrhundert. In der Mitte des Hofes befindet sich der Leopold Brunnen, der aus dem Jahre 1592 stammt mit einer Figur des heiligen Leopold, der von Matthias Artner 1680 geschaffenen Darstellung des heiligen Leopold.
Neben Klosterneuburg gründete Leopold III. auch Stift Heiligenkreuz und Klein-Mariazell und baute Melk aus.
Stift Melk liegt auf einem Felsen über der Donau, vermutlich seit der Römerzeit. 1089 wurde die Reichsburg von Markgraf Leopold II. den Benediktinern übergeben. Seither leben hier Mönche nach der Regel des heiligen Benedikt. In der Stiftsbibliothek wird noch jenes Exemplar der Regel aufbewahrt, das die Mönche aus ihrem Heimatkloster, dem oberösterreichischen Benediktinerstift Lambach, mitgebracht haben.
Markgraf Leopold II., von dem es eine Deckenfresko von Paul Troger im Stift Melk gibt, war der Sohn des Markgrafen Ernst des Tapferen von Österreich. Leopold II. war mit Ida verheiratet, mit der er den späteren Leopold III. „der Heilige“, Markgraf von Österreich (1095–1136), hatte. Leopold II. residierte wie seine Vorfahren in der Burg von Melk an der Donau. Kaiser Otto II. ernannte 976 Leopold I., die erste Herrscherfigur Österreichs, zum Markgrafen im Osten. Das tausendjährige Jubiläum seiner Einsetzung wurde daher 1976 unter dem Titel „Tausend Jahre Österreich“ gefeiert.
Der heutige Bau von Stift Melk wurde in den Jahren 1702–1746 von Jakob Prandtauer errichtet. Jakob Prandtauer war ein österreichischer Baumeister des Barock, der 1660 in Stanz bei Landeck in Tirol geboren wurde. Er absolvierte für drei Jahre eine Maurerlehre und wurde 1680 vor dem versammelten Handwerk freigesprochen.
1692 erwarb er ein Haus im Klosterviertel, in der Klostergasse 15 in St. Pölten, einem Viertel das dem Augustiner Chorherrenstift unterstand. Das Augustiner Chorherrenstift St. Pölten wurde zum fixen Auftraggeber von Jakob Prandtauer, der an allen großen Klosterbauten in St. Pölten, dem Franziskaner Kloster, dem Institut der Englischen Fräulein und dem Karmelitinnenkloster, beteiligt war.
Stift Melk gilt als das Wahrzeichen der Wachau und wurde als „sinnbildlichstes und dominantestes Barockgebäude“ beschrieben. Die Kirche des Benediktinerstiftes Melk verkörpert die Prinzipien barocke Ausstattung. Die christliche Heilsgeschichte wird in ein umfassendes Bildsystem überführt, das die Lebensform und Anschauung des heiligen Benedikt widerspiegelt und alles überstrahlt.
Um der Reformation entgegenzuwirken, nahm die römisch-katholische Kirche eine propagandistische Haltung ein, in der die Kunst dazu dienen sollte, den Glauben der Menschen an die Kirche zu stimulieren. Die Kirche wollte die Gläubigen offen emotional und sinnlich ansprechen. Dramatische und illusorische Effekte wurden verwendet, um Frömmigkeit und Hingabe zu stimulieren. Die barocke Kirchendecke löste sich in gemalten Szenen auf, die dem Betrachter lebendige Ansichten des Unendlichen bieten.
Der trockene Wassergraben im Stift Kremsmünster war Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlage. Er wird von der Portierbrücke überspannt, die zum Eingang in den Prälatenhof führt. Stift Kremsmünster ist ein Kloster der Benediktiner. Abt des Stiftes Kremsmünster ist seit 2007 Ambros Ebhart, Prior ist seit 2013 P. Maximilian Bergmayr.
Die Gründung von Stift Kremsmünster erfolgte im Jahr 777 druch den bayerischen Herzog Tassilo III., Sohn von Herzog Odilo, der vor 700 geboren wurde und am 18. Januar 748 verstarb und der fränkischen Prinzessin Hiltrud. Tassilo III., geboren um 741, gestorben um 796, war ein Vetter Karls des Großen und baierischer Herzog aus dem Geschlecht der Agilolfinger. Die Agilolfinger waren eine vermutlich fränkische Adelsfamilie, die seit dem 6. Jahrhundert Herzöge von Baiern und Alamannien (Schwaben) und Könige der Langobarden stellte.
Die Hauptresidenz der Agilolfinger in Bayern befand sich in Regensburg. Der Sohn Tassilos, Gunther, soll der Legende nach während eines Jagdausrittes von einem Eber angefallen und getötet worden sein. Die Gunther-Grabplatte ist um 1300 aus der weißen Kremsmünsterer Nagelfluh gefertigt worden. Die Grabplatte ist im südlichen Läuthaus auf einem Sockel als Hochgrab gelagert. Der kapellenartige Raum ist gegen das rechte Seitenschiff der Stiftskirche mit einem Eisengitter abgeschlossen.
Der Traungau war von Bajuwaren und Slawen besiedelt und lag ganz im Osten des bairischen Stammesherzogtums, zu dem er bis 1180 gehörte. Das bairische Stammesherzogtum war Vorläufer des Herzogtum Bayerns, ein Herzogtum innerhalb des Heiligen Römischen Reiches, das im Wesentlichen im Gebiet des heutigen Freistaats Bayern lag. Haupt- und Residenzstadt war München.
Bei der Gründung von Stift Kremsmünster am 9. November 777 nahmen Bischof Virgil von Salzburg, Bischof Simpert von Regensburg, Bischof Waldrich von Passau sowie die Äbte von Mondsee und Niederalteich teil.
Der trockene Wassergraben im Stift Kremsmünster war Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlage. Er wird von der Portierbrücke überspannt.
Transfiguration, die Verklärung Christi bezeichnet ein Offenbarungsereignis, das nach dem Zeugnis der Evangelien drei Apostel erlebt haben, als sie Jesus Christus auf einem Berg in besonderer, verklärter Form und mit den Propheten Mose und Elija sahen. Es gilt als Geheimnis des Glaubens.
Geheimnis des Glaubens ist eine Akklamation, ein Zuruf des Priesters in der Messfeier der römisch-katholischen Kirche unmittelbar nach den Wandlungs- bzw. Konsekrationsworten. Als Einsetzungs- oder Konsekrationsworte bezeichnet man die Worte Jesu, welche er beim letzten Abendmahl gesprochen hat.
Die versammelte Gemeinde antwortet darauf mit der Akklamation: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit“. Jesus nimmt die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führt sie auf einen hohen Berg. Er stieg mit ihnen hinauf, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Jesus wird von überirdischem Licht, dem „Taborlicht“, überstrahlt, „verklärt“.
Er hat sich vom Boden erhoben. Sein Angesicht leuchtet wie die Sonne, sein Gewand wie Schnee. Mose, der Prophet, der das Volk der Israeliten auf einer vierzig Jahre währenden Wanderung aus der ägyptischen Sklaverei in das kanaanäische Land führte und Elija, der wichtigste Prophet nach Mose aufgrund seiner Standhaftigkeit in Zeiten von Unterdrückung und Götzenanbetung, drängen sich von rechts an ihn neben einer Unzahl großer und kleiner Engel. Im unteren Teil des Bildes lagern die drei Jünger Petrus, Jakobus und Johannes.
Das Leinwandbild der Verklärung Christi in einem schweren vergoldeten Kupferrahmen, das von 2 Engel gehalten wird, am Hochaltar der Stiftskirche Kremsmünster wurde vom Hofmaler des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel, Andreas Wolff, in 12 Jahren 1712 geschaffen. Die Transfiguration des italienischen Malers Raffael war lange Zeit das berühmteste Gemälde der Welt.
Neben den Benediktinern leben auch die Zisterzienser nach der Regel des heiligen Benedikt. Die Zisterzienser sind ein katholischer Männerorden, der aus einer Reformbewegung im Benediktinerorden hervorgegangen ist.
Das erste Zisterzienser Kloster entstand in der Gemeinde Saint-Nicolas-lès-Cîteaux in der Region Burgund. Dort gründete der heilige Robert 1098 ein Ordenshaus, in dem man nach einer strengeren Regel der Benediktiner, wie z.B. Abgeschiedenheit in entlegenen Tälern, Handarbeit und die Aufnahme von Laienbrüdern, lebte. Zisterzienser ist vom lateinischen Wort Cistercium des Mutterklosters Cîteaux abgeleitet. An der Pforte jedes Klosters stand „Cistercium Mater nostra“, Cîteaux ist unsere Mutter. Bekannte Zisterzienser Klöster in Österreich sind das Stift Heiligenkreuz seit 1133, das Stift Lilienfeld seit 1202, das Stift Schlierbach seit 1620, das Stift Wilhering seit 1146 und das Stift Zwettl seit 1138. Das erste Kloster der Zisterzienserinnen, St. Maria vor dem Stubentor in Wien, wurde vor 1228 von Herzog Leopold VI. gegründet. 1535 übersiedelte dieses Zisterzienserinnenkloster nach St. Bernhard bei Horn.
Die Babenberger waren ursprünglich ein österreichisches Markgrafengeschlecht und ab 1156 ein österreichisches Herzogsgeschlecht. Als Markgrafen waren sie Lehensträger, anstelle des eigentlichen Lehnsinhabers des Herzogs von Bayern und bemühten sich um den Auf- und Ausbau einer regelrecht landesfürstlichen Position im Rahmen ihrer marchia orientalis. Der Babenberger Leopold III. hat 1106 mit seiner Verbindung mit Agnes von Waiblingen, der Herzogin von Schwaben und Tochter Kaiser Heinrich IV. in die absolute Elite der Fürsten im Reich eingeheiratet.
Durch das Privilegium minus im Jahre 1256 wurde die österreichische Markgrafschaft durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit Heinrich II., dem älteste Sohn von Leopold und Agnes, zum Herzogtum erhoben. Die jüngsten Söhne der beiden waren der Zisterzienser Otto von Freising, Bischof von Freising, und Konrad II. von Österreich, als Konrad I. Bischof von Passau und in der Folge von 1164–1168 als Konrad II. Erzbischof von Salzburg.
Die Babenberger herrschten von 976 bis 1246 und schufen die Grundlagen des neuzeitlichen Österreich durch ein Netzwerk von Beziehungen, das durch Verwandschaften geknüpft wurde.
Der Name Babenberger bezieht sich auf Bamberg im heutigen Oberfranken und wurde erstmals von dem deutschen Historiker, der hauptsächlich in Wien tätig war, wo er an der Universität Wien Theologie studiert hat, Ladislaus Sunthaym, systematisch verwendet. Ladislaus Sunthaym erarbeitete im Auftrag von Propst Jakob Paperl eine Genealogie und Geschichte der Babenberger, das auf illuminierten Pergamenttafeln, den Klosterneuburger Tafeln, in der Stiftskirche in Klosterneuburg ausgestellt wurde. Zwischen 1489 und 1492 schuf der Maler Hans Part ein dreiflügeliges Tafelbild für die Kirche, das den Stammbaum aufgrund von Sunthayms Werk mit Geschichten aus dem Leben der Babenberger anschaulich machte.
Der Babenberger-Stammbaum ist ein dreiflügeliges Tafelbild aus der Werkstatt des Malers Hans Part, das zwischen 1489 und 1492 entstand. Das Bild ist acht Meter breit und vier Meter hoch. Es wird im Museum des Stiftes Klosterneuburg aufbewahrt und stellt alle männlichen Vertreter des Hauses Babenberg sowie die entsprechenden Ehegattinnen und einige Töchter dar.
Den Anlass für die Entstehung des Tafelwerkes bildete die Heiligsprechung des Babenbergers Leopold III., die 1485 stattfand. Der Stammbaum der Babenberger beginnt mit Leopold I., dem Durchlauchtigen, und endet mit Friedrich II. dem Streitbaren.
Die Legende der Belehnung des ersten Babenbergers, Leopold I., mit der Mark Österreich zeigt die Darstellung König Heinrich I., dessen Bogen während einer Jagd zerbrochen sein soll. Daraufhin soll Leopold I. dem König seinen eigenen Bogen gegeben haben, wodurch dieser den zu erbeutenden Hirsch erlegen konnte und zum Dank Leopold I. mit Österreich belehnte.
Das Denkmal zeigt Herzog Heinrich II, der das Schottenstift 1158 gegründet hat, mit Blick auf den Bauplan, der ihm vom Architekt knieend gereicht wird. Neben seinem rechten Fuß findet sich ein Modell des Stiftes. Heinrich II., genannt Jasomirgott, wurde 1107 als ältester von sechs Söhnen des Markgrafen Leopold III. und seiner Gemahlin Agnes von Waiblingen, geboren. 1140 trat er als Pfalzgraf bei Rhein das salische Erbe seiner Mutter an, das er bis 1143 beibehalten konnte. Die Kurpfalz lag an Ober- und Mittelrhein, zwischen Mosel und Kraichgau, mit dem Kerngebiet am unteren Neckar. Im Oktober 1141 starb sein Bruder Leopold IV., der deren Vater, Markgraf Leopold III. beerbt hatte, worauf Heinrich II. zusätzlich zu seiner Würde als rheinischer Pfalzgraf , Markgraf von Österreich wurde.
1142 heiratete Heinrich II. Jasomirgott Gertrud von Sachsen, die Tochter Kaiser Lothar III. Gertrud war in erster Ehe mit Heinrich dem Stolzem verheiratet. Heinrich II. jüngerer Bruder Leopold IV. war 1139 von König Konrad III. als herzoglicher Vasall mit Bayern belehnt worden wobei er sich über jegliche Erbansprüche der Welfen hinwegsetzte. Nach dem Ableben von Leopold IV. im Kloster Niederaltaich 1141 wurde er nach Heilgenkreuz überführt und dort als erster Babenberger im Kapitelsaal der Babenberger Gruft des Zisterzienserklosters, das sein Vater gegründet hatte, begesetzt. Sein älterer Bruder, Heinrich II., vermählte sich, wie schon erwähnt, mit Gertrud, der Witwe Heinrichs des Stolzen, und folgte 1143 seinem Bruder als Herzog von Bayern nach. Herzog Heinrich II. gab 1143 seine zwar Pfalzgrafenwürde ab, behielt aber seine Position als marchio orientalis bei. Er vereinte damit die seitens seines Vaters aufgebaute landesfürstliche Position in der Mark mit der errungenen Position seines Bruders im Herzogtum. Heinrich war nach dem Tod seines Bruders nicht mehr der vom bayrischen Herzog abhängige Markgraf, denn er vereinte beides in seiner Hand. Angesichts des anhaltenden Streites um Bayern war Heinrich II. nachhaltig bestrebt, seine Position in der angestammten Mark weiter auszubauen und aufzuwerten.
1147 nahm Heinrich II. als Herzog von Bayern an der Seite König Konrads III. am Zweiten Kreuzzug teil. An diesem Kreuzzug nahm auch Friedrich I., genannt Barbarossa, teil. Friedrich I. war der Neffe sowohl von König Konrad III. als auch von Heinrich II., da er ein Sohn von Friedrich II. war, der so wie Konrad III. ein Sohn von Agnes von Waiblingen aus ihrer ersten Ehe mit Friedrich I. von Schwaben war.
Auf der Heimreise vom 2. Kreuzzug 1148 heiratete Heinrich II. Prinzessin Theodora, die Nichte des byzantinischen Kaisers Manuel Komnenos.
Das Privilegium minus ist eine frühe Lehnsurkunde, die die ausgehandelten Ansprüche eines Fürsten in rechtlich verbindender Form zu fixieren suchte. Die von der historischen Forschung als Privilegium minus bezeichnete Urkunde gehört zu den wichtigsten Kaiser Diplomen des Mittelalters. 2016 war der 850. Jahrestag des Privilegium minus, mit dem Kaiser Friedrich Barbarossa Österreich von Bayern trennte und zu einem eigenständigen Herzogtum erhob. Das Privilegium minus liegt in einer einzigen noch vollständigen Abschrift, im Klosterneuburger Codex Nr. 929 in der Stiftsbibliothek in Klosterneuburg, auf. Im Zusammenhang mit der Sicherung des Erbes ließen sich die Babenberger das Privilegium minus von Kaiser Friedrich II. im Juni 1245 noch einmal bestätigen.
Im Kreuzhof bei Barbing, ein am Südufer der Donau gelegener kleiner Weiler östlich von Regensburg, wurde ein Ausweg aus den zwischen Staufern und Welfen seit der Königswall des Jahres 1125 bestehenden Differenzen gesucht. In der Darstellung der bayerischen Geschichte wird das Jahr 1156 unter dem Aspekt des Verlustes gesehen. Der endgültige Verlust der Ostmark wird als Kernstück der Vorgänge von 1156 dargestellt. Letztendlich wurde das Privilegium minus aus bayerischer Sicht als ein großer Verlust angesehen bis Adolf Hitler am 15. März um 11:00 Uhr vormittags auf der Terrasse der Hofburg am Heldenplatz in Wien verkündigte, daß die Ur-Ostmark des deutschen Volkes fortan das jüngste Bollwerk der deutschen Nation bilden soll, was die meisten Österreicher als die Erfüllung eines alten Traums begrüßten. Vorher hat sich Hitler als freiwilliger in der bayerischen Armee im 1. Weltkrieg bemüht.
Bukey, Evan Burr. Hitlers Österreich (Volksstimmung in der NS-Zeit, 1938-1945) (S.34). Die University of North Carolina Press. Kindle-Version.
Konrad III. entzog im Jahre 1138 Heinrich dem Stolzen das bayerische Herzogtum und übertrug es dem Babenberger Leopold IV. Babenberger und Welfen standen sich damit als Rivalen um das bayerische Herzogtum gegenüber vor dem Hintergrund des Primärkonfliktes zwischen den Staufern und Welfen.
Die Babenberger standen als bayerische Herzöge einer Verständigung zwischen den Staufern und Welfen im Wege. Anlässlich der Königswall des Jahres 1152 musste Friedrich Barbarossa, um die Unterstützung Heinrich des Löwen zu gewinnen, den Welfen Zusicherungen hinsichtlich des bayerischen Herzogtums machen.
Der Babenberger Heinrich II lief Gefahr, das Opfer einer Verständigung zwischen König Friedrich I und Heinrich dem Löwen zu werden. Es musste eine Lösung angestrebt werden, die alle Beteiligten zufrieden stellen konnte. Der gütliche Ausgleich, consilium, wurde schließlich nach langwierigen Verhandlungen zwischen Friedrich Barbarossa und seinem Onkel Heinrich II. im Juni 1156 in der Nähe von Regensburg gefunden und am 8. September 1156 auf den Wiesen von Barbing in feierlicher Inszenierung veröffentlicht, so dass Heinrich II. möglichst jeder Gesichtsverlust erspart blieb.
Heinrich II. verzichtete auf das Herzogtum Bayern, in dem er sieben Fahnen in die Hände des Kaisers gab. Kaiser Barbarossa gab die Fahnen sofort an Heinrich den Löwen weiter der seinerseits zwei davon, die symbolisch die bisherige Ostmark darstellten, wieder an den Kaiser zurückgab. Nachdem die Fahnen an den Kaiser zurückgegeben wurden, verkündigte Herzog Wladislaw ein iudicium der Fürsten, wonach die Mark Österreich in ein Herzogtum umgewandelt wurde. Daraufhin überreichte der Kaiser die beiden Fahnen, je eine Heinrich II. und eine seiner Gattin Theodora, zum Zeichen deren Belehnung mit dem neuen Herzogtum.
Diese öffentliche Inszenierung des Ausgleichs geschah nicht in Regensburg selbst sondern einige Kilometer außerhalb der Stadt in Barbing. Barbarossa mutete seinem Onkel nicht zu, in der Hauptstadt seines früheren Herzogtums auf das Herzogtum Verzicht leisten zu müssen. So erfuhr Heinrich II. eine besondere Ehrung, in dem er den Kaiser nicht etwa aufsuchen musste, wie es der Rangordnung entsprochen hätte, sondern umgekehrt Barbarossa zusammen mit den übrigen Reichsfürsten erschien in seinem Zeltlager.
Die im Jahre 1156 von Kaiser Friedrich Barbarossa nach Regensburg einberufene Reichsversammlung war eine der glanzvollsten der vielen in dieser Stadt durchgeführten Zusammenkünfte der Großen des Heiligen Römischen Reiches. Regensburg er lebte damals einen Höhepunkte ihrer Geschichte. Kern der im Zuge des Regensburger Reichstages getroffenen Vereinbarungen war die Abtrennung der bisherigen Ostmark vom bayerischen Herzogtum und ihre Erhebung zu einem eigenständigen österreichischen Herzogtum unter Heinrich II. Dieses Ereignis jährte sich im September 2006 zum 850. Mal. Heinrich II., der neue Herzog von Österreich, begann Wien, den Vorort des angestammten Herrschaftsgebietes, neben der alten Königsstadt Regensburg, zu einer Residenzstadt auszubauen.
„Damit die Ehre unseres Onkels nicht gemindert werde“, lautet die Fromulierung in Friedrich Barabarossas Urkunde, dem sogenannten Privilegium minus. Diese Worte sind ein zentrales Element der mittelalterlichen Herrschaftspraxis. Sie musste in der Beziehung zwischen König und Großen auch den honor, die Ehre der Beteiligten, berücksichtigen. Die Ehre als die Summe aus Vornehmheit, Ämter, Besitz und persönlichen Fähigkeiten. Die Ehre musste in der Öffentlichkeit gewahrt und nötigenfalls wieder hergestellt werden. Dafür wurde von König und Großen viel getan. Deshalb war es im Kreis der rivalisierenden Adeligen auch wichtig, wer in Zukunft den Titel „Herzog von Bayern“ tragen soll. Kaiser Friedrich I. Barbarossa anerkannte von Anfang an öffentlich den Rang Heinrich II. in diesem Konflikt mit dem Welfen Heinrich der Löwe. Die gefundene Lösung ermöglichte Heinrich II. den Titel dux auch weiterhin zu führen. Das bedeutete, dass er dem neuen Herzog von Bayern, Heinrich der Löwe, nicht als Vasall untergeordnet war, was der Fall gewesen wäre, wenn er nach dem Verlust Bayerns nur mehr Markgraf der bayerischen Mark Österreich geblieben wäre. So konnte er seinem welfischen Gegner im Kreis der Großen weiter auf gleicher Augenhöhe begegnen. Als österreichischer Herzog unterstand Heinrich II. nunmehr direkt dem Reichsoberhaupt ohne Einbindung in das Lehnsgefüge Bayerns.
Die Vorrechte, die dem österreichischen Herzog im Privilegium minus gewährt wurden, beziehen sich auf zwei Bereiche. Der erste Bereich ist die Nachfolgeregelung für das neu geschaffene Herzogtum Österreich und der zweite sind die Verpflichtungen des Lehnsinhabers gegenüber seinem Lehnsherrn, dem König.
Die Nachfolgeregelung sieht mehrere Möglichkeiten der Weitergabe vor. Neben Herzog Heinrich II. erhält auch seine Frau Theodora das Lehen. Es handelt sich somit um eine Belehnung zur gesamten Hand. Dem Herzogspaar wurde weiterss das Erbrecht für das Lehen neben der männlichen auch in der weiblichen Linie gewährt, also ohne Unterschied für Söhne und Töchter. Auch für den Fall, dass sie ohne Kinder sterben, wurde ihnen das Recht zugestanden, das Herzogtum jeder beliebigen anderen Person testamentarisch zu übereignen.
Die zweite Gruppe von Vorrechten betrifft die üblichen Pflichten eines Vasallen gegenüber seinem Lehnsherren. Die Pflicht bei Hoftagen des Königs zu erscheinen und an den Beratungen teilzunehmen und bei Feldzügen des Königs Heeresfolge zu leisten und ein Kontingent von Rittern zu stellen. Der Herzog von Österreich wurde im Privilegium minus lediglich dazu verpflichtet, bei königlichen Hoftagen, die in Bayern abgehalten wurden, erscheinen zu müssen. An Feldzügen muss er nur teilnehmen, wenn diese an Nachbarländer Österreichs gerichtet sind.
Die Regelungen zur weiblichen Erbfolge wurden erst beim Tod des letzten Babenbergers, Friedrich des Streitbaren in der Schlacht an der Leitha am 12. Juni 1246, Wirklichkeit. Er starb kinderlos und Kaiser Friedrich II. hat 1248 die Wittelsbacher mit der Verwaltung des Herzogtums Österreich betraut.
Die Erbfolge durch Margarethe, die Tochter des österreichischen Babenberger Herzogs Leopold VI. und die Schwester Herzog Friedrichs II., die 1252 den damaligen Herzog von Österreich und späteren König von Böhmen, Ottokar II. Přemysl, in der Burgkapelle von Hainburg in Niederösterreich geheiratet hat, wurde von den Habsburgern nicht anerkannt, nachdem keine Designation erfolgt war.
Am 26. August 1278 kam es deshalb bei Dürnkrut und Jedenspeigen auf dem Marchfeld, einer östlich an Wien angrenzenden großen Ebene, zur Schlacht gegen König Ottokar II. Přemysl von Böhmen. Bei dieser Schlacht wurde der König von Böhmen, Ottokar II. Přemysl, getötet. Rudolf I. von Habsburg hat daraufhin seinen Sohn Albrecht mit Österreich belehnt und damit die Machtstellung der Habsburger Dynastie begründet. Auch ohne die Vorrechte des Privilegium minus wäre die Geschichte Österreichs wahrscheinlich so verlaufen.
Das Privilegium maius beanspruchte, eine 1156 von Kaiser Friedrich I. ausgestellte Urkunde zu sein. Erst vor 80 Jahren wurde die gekonnte Fälschung des Privilegium minus entlarvt. Ein Urkundenkomplex der Jahrhunderte lang für die Geschicke des Hauses Habsburgs von Bedeutung war. 1358 trat Rudolf IV. die Alleinherrschaft vom Herzogtum Österreich an. Als für 1359 die Belehnung Rudolfs durch den Kaiser IV. anstand, konfrontierte der 19-jährige seinen Schwiegervater mit einer Reihe ungewöhnlicher Forderungen. Rudolf forderte unter anderem für die Übertragung des Reichslehns nicht an den Kaiserhof reisen zu müssen sondern sein Lehen in den österreichischen Landen empfangen zu können. Außerdem wollte er beim Lehnsempfang nicht wie üblich knien sondern auf einem Pferd daher reiten, in fürstlichen Gewand mit dem Erzherzogshut auf dem Kopf und dem Zepter in der Hand.
Rudolfs Ansinnen stellte das Grundprinzip lehnsrechtlicher Rangordnung in Frage, nämlich die Unterordnung des Lehnsmannes unter den Herrn. Beim üblichen Zeremoniell ritt der Reichsfürst zu dem auf einem Stuhl thronen König, stieg ab und empfing vor seinem Herrn kniend das Lehen. Diese traditionelle Lehnsname der Fürsten wird in Kapitel 30 der goldenen Bulle ganz ähnlich formuliert. Auch die Goldene Bulle übergeht das Absteigen vom Pferd und Knien vor dem König. Der Vasall soll zum gleichwertigen Partner aufgewertet und das Verhältnis von Herr und Mann in der Öffentlichkeit neu definiert werden.
Rudolf IV. verstand unter einem Erzherzogshut einen Fürstenhut, auf dem sich eine Königskrone befindet, die mit einem Kreuz gekrönt ist.
Im September 996 schenkt Kaiser Otto der Dritte dem Hochstift Freising Besitzungen in der Ortschaft Neuhofen an der Ybbs, das im heutigen Niederösterreich, in der Schenkungsurkunde von 996 in Ostarrichi, -rîchi, das Gebiet der bayrischen Mark an der Donau im Osten, gelegen ist. Österreich, die plaga orientalis, das bayrische Ostland, der Osten Bayerns, ist das Ergebnis des Zusammenwachsens des awarisch-slawischen Pannonien und des karantanischen Norikums. Die Teilung Bayerns in ein Bayern mit der sedes, Hauptstadt, Regensburg und in das bayerische Ostland erfolgte um 800.
Austria kommt von dem germanischen Wort austara/ostarra, was Osten bedeutet. Bereits im sechsten Jahrhundert wurden die östlichen Franken als Austrasii bezeichnet. In der Mitte des 12. Jahrhunderts sprachen die Babenberger dann von Austria. Den Grundstein zum bayerischen Ostland hatte der Bayern Herzog Odilo, der Vater Tassilo des Dritten, um 740 gelegt.
Quelle: Peter Schmidt und Heinrich Wanerwitz, Herausgeber von „Die Geburt Österreichs 850 Jahre Privilegium minus“, erschienen im Verlag Schnell und Steiner in Regensburg 2007.